10 ganz praktische Tipps für heiße Sommertage (und ein Dipp zum Ausprobieren)

by | 21.05.2021 | Wissenswertes

Von jemandem, der es wissen muss.

 Warum?

 Ganz einfach: Ich habe jetzt ein gutes Drittel meines Lebens in Rom verbracht und da wird es spätestens im August heiß, und zwar gerne bis an die 40 Grad. Das kann man mit Klima-Anlage, im Urlaub, im Schwimmbad oder eben am Meer ja noch ganz „locker“ ertragen.

 Mein „Problem“ war aber folgendes: Ich war in all den Jahren niemals im Urlaub; die typische „Flucht“ ans Meer also keine Option. Sommer war für mich (wie für viele Römer) absolute Hochsaison und da gab es normalerweise Urlaubssperre auf der Arbeit. Freibäder deutscher Art gibt es in Rom nicht (Unglaublich, aber wahr!!). Dafür gratis Trinkwasser-Brunnen an jeder Straßenecke, man ist also geschützt vorm Hitzetod auf offener Straße…Wo es die nicht gibt, verteilt der Zivilschutz gratis Trinkwasser.

 Sprich: Bei 40 Grad irgendwo „abhängen“ war nicht, ich musste voll arbeitsfähig bleiben und hab dabei eben auch noch Leistungssport betrieben. Und das alles komplett OHNE Klima-Anlage, denn: Auf der Arbeit war die meistens kaputt und im restlichen Leben, tja, da ist Klima-Anlage etwas, das sich wirklich nur die Reichen in Rom leisten (können und wollen). Dasselbe gilt übrigens für Heizung, klimatisierte Sportanlagen sind absolute Ausnahme, nicht die Regel!

 Ach so und mit „Arbeit“ meine ich ebenfalls zum Großteil körperliche Arbeit: Das „Grausamste“ war wohl, mit nur einem Kollegen 11 Paletten Ware (ca. 1 Tonne Gewicht) auf drei Lager, in drei Stockwerken, per Hand und ohne Aufzug zu verteilen. Neun Stunden ohne Pause, im August. Da war ich übrigens grade zur Verantwortlichen befördert wurden und mein Chef im Urlaub. Nach Schichtende bin ich natürlich, voll auf Koffein, direkt zu Fuß noch zum Training und, oh Wunder! ;  hatte schon bei den Liegestütz das Gefühl, meine Handgelenke würden jeden Augenblick brechen.

 Deswegen sind die ganz einfachen Regeln natürlich: So wenig wie möglich anziehen, T-Shirts alle paar Stunden wechseln und so oft wie möglich kalt abduschen.

 Was man ansonsten „von Innen“ noch gegen Hitze tun kann habe ich mir mal ganz kurz und praktisch zusammengefasst!

 Ich persönlich bin übrigens ein Mensch, der von Hitze nicht genug kriegen kann! Wenn draußen 40 Grad sind und auf der Via Tuscolana der Asphalt schmolz ging ich da lässig um die Mittagszeit spazieren, joggen oder was auch immer. Wenn es so heiß ist, dass man nach dem Duschen nicht trocken wird weil man direkt wieder auf die feuchte Haut schwitzt; ja dann freue ich mich. Unter 30 Grad würde ich niemals ans Meer fahren, da „friere“ ich, das finde ich unangenehm.Zum Schlafen kann man sich notfalls eine Wärmflasche mit eiskaltem Wasser füllen…

 Zur Zeit „leide“ ich auf Teneriffa, es scheint mir als würde die „römische Hitze“ hier nicht existieren, das Klima ist eher wie ein „deutscher Hochsommer“ : In der Sonne starke Hitze aber die Häuser bleiben relativ kühl und es kann zwischendurch auch mal ein Tag mit deutlich niedrigerer Temperatur vorkommen. Besonders für dieses „Klima“ ist es wichtig; nicht in die „rohes Essen“ plus „Belegte Brote“ und „Gegrilltes“ zu fallen: Diese Ernährung erschwert enorm den späteren „Wechsel“ , die körperliche Anpassung an die verschiedenen Temperaturen: Sie macht unflexibel.

 

 

  1. Machen sie einen Riesenbogen um Gebackenes
  2. Ersetzen Sie Miso durch Sojasauce und Salz
  3. Rohkost Salate nur in kleinen Mengen und bei guter Gesundheit
  4. Langkorn statt Rundkorn, Dampf statt Druck
  5. Achtung bei Ingwer („Yin-Energie“ zuführen), Wasabi
  6. Holen Sie den Pürierstab raus!
  7. Akklimatisieren Sie sich
  8. Mehr Süße im Essen
  9. Weißen, gedünsteten Fisch essen
  10. Öffnen und entspannen Sie sich

 

  1. Das man bei Hitze nicht grade den heimischen Backofen anstellen mag, ist wohl klar. “Gebacken” bedeutet immer: konzentriert, bis zu einem gewissen Grad “dem Wasser entzogen” und genau das wollen wir im Sommer vermeiden! Dazu zählen ganz besonders Dinge wie Brot (!), Reiswaffeln, Kekse, Kuchen, Aufläufe, Quiche…es ist egal ob man diese Produkte “kalt” verzehrt: Der Effekt auf den Körper ist derselbe
  2. Miso weglassen? Sie müssen nicht komplett auf Miso verzichten, dennoch sollten Sie es im Sommer sparsamer verwenden. Der Grund ist einfach: Miso ist nicht nur fermentiert, sondern auch gepresst. Es ist daher “konzentrierter” und “wärmender” als Sojasauce oder eben unraffiniertes Meersalz. Wer ohne Suppe am Morgen nicht kann, der kann seine Miso Suppe gelegentlich durch Shoyu Brühe, ggf. mit Shiitake, ersetzen.
  3. Im Sommer können wir doch endlich mal mehr Rohkost essen!? Jein. Bis zu einer gewissen Temperatur (bis 30 Grad vielleicht) ja, gute Idee. Dabei gibt es einen Haken: Die Verdauung der Ballaststoffe kostet uns ziemlich viel Verdauungsenergie. Dabei wird uns warm, wir fühlen uns schwer, wir müssen uns nach dem Mittagessen ins kühle Haus verziehen und ruhen. Das Blut ist im Verdauungstrakt, die Haut wird weniger durchblutet und daher arbeiten unsere Schweißdrüsen auch weniger. Uns wird also doppelt warm.
  4. Ganz einfach: Langkornreis ist lockerer , weniger konzentriert als Rundkorn. Unter Druck werden die Zutaten konzentrierter, daher ist es im Sommer besser, den Reis (als “nackte” Beilage!) öfters mal ohne Druck zu kochen.
  5. Schärfe kühlt, richtig. Ingwer hat aber zwei Seiten: Es ist ein Rhizom (ähnlich einer Knolle), ein Energiespeicher für die Pflanze; Konzentrierte Energie (“Yang”). Deswegen ist er im Winter auch ganz toll in Suppen und Brühen! Die Schärfe vom Ingwer wird nämlich nur “kühlend” wenn man ihn mit etwas Süße oder Säure kombiniert: Mit Zitrone, Essig, Mirin, den typischen Ingwer-Pickles… Dann ist er perfekt für den Sommer! Ansonsten kann, wer mag, auf echtes Wasabi-Pulver zurückgegriffen werden.
  6. Eigentlich eine Fortsetzung von Punkt 3: Im Sommer ist es noch wichtiger als sonst, dass das Essen uns so wenig wie möglich belastet, so wenig Energie und Blut wie möglich für die Verdauung nötig ist. Trotzdem ist unser Bedarf an Mineralien, Vitaminen und Nährstoffen genauso hoch! Es sein denn, man hängt eben den halben Tag nur ab und macht “Siesta” (→ Riesiges Vorurteil; macht “im Süden” praktisch kein Mensch)

            Grade in einer makrobiotischen Ernährung, die zum großen Teil aus Vollkorn, Gemüse und       Unverarbeiteten Produkten besteht, ist die tägliche Menge an Ballaststoffen hoch. Um unserem Körper etwas “Verdauungsarbeit” abzunehmen kann man im Sommer öfters zum             Pürierstab greifen: Aus Bohnen wird Hummus, aus Gemüse wird Püree (oder Suppen     werden püriert), Getreide kann man ebenfalls in Suppen pürieren oder tolle Smoothies,         Puddings und Kanten aus Getreideresten und frischem Obst wie z.B Beeren herstellen. Das       haben auch Kinder richtig gerne; ein tolles Frühstück aus (Reis-) Smoothie Bowl mit ein          paar Cornflakes, Nüssen oder Obst. Man kann sogar kleine Mengen Kürbis und Möhren im         Smoothie „untermogeln“ . Und Brot vermisst da auch keiner mehr…

  1. Auch, wenn es am Anfang vielleicht schwer fällt: Gehen Sie raus! Tun Sie, was sie immer tun! Ihr Körper verfügt über eine ganz tolle Funktion; das “Schwitzen”. Eine natürliche Art, die Körpertemperatur stabil zu halten. Hitze sollte nicht vermieden werden und ist auch keine “Entschuldigung”. Wenn sie nicht grade auf dem Weg zu einem wichtigen Meeting oder Date sind: Verzichten Sie auf die Klima-Anlage! Treiben Sie trotz Hitze in den kühleren Stunden etwas leichten Sport und freuen Sie sich über den Schweiß!
  2. Statt Eiscreme: Lockern Sie ihre Hauptmahlzeiten durch (Saison-)Obst auf! Hier und da ein paar Rosinen in Gemüsebeilagen,im Ratatouille, im Reis-Pilaf, Äpfel oder Birnen im Salat oder zum gebratenen Tempeh, Pflaumen im Eintopf, Miso-Erdbeeren, Azuki-oder andere Bohnen mit getrockneter Aprikose, Sauerkraut mit Ananas, Dressing mit Johannisbeeren, Tahin, Tamari oder Miso…. Die Liste ist wirklich lang.
  3. Bezieht sich wieder auf Punkt 3&6: Wir brauchen auch im Sommer unsere Nährstoffe und Mineralien. Weißer, gedünsteter Fisch ist leicht verdaulich, praktisch frei von Ballaststoffen und eine wertvolle Proteinquelle. Um unsere Verdauung (von Hülsenfrüchten) zu entlasten, kann man also öfters gedünsteten (!), weißen Fisch essen. Da er nicht gepresst wird hat er außerdem einen anderen Effekt als z.B Miso (siehe Punkt 2), bei ähnlich hohem Gehalt an Mineralien. In Kombination mit Ingwer-Pickles, Wasabi oder etwas Senf optimal.
  4. Zum Abschluss: Hitze annehmen. Je “flexibler” und “durchlässiger” man selber ist, desto besser kommt man mit ihr klar. Nicht vergessen: unsere Körpertemperatur beträgt circa 36 Grad, wenn draußen also 28 Grad sind und wir uns körperlich nicht großartig anstrengen entspricht die Außentemperatur noch nicht mal unserer “Kerntemperatur”. Was ich damit sagen möchte? Je besser wir in der Lage sind, unsere Schale aufzuweichen und uns mit unserer Umwelt zu verbinden, desto weniger spüren wir “inneren Widerstand” gegen die Hitze. Dass “Südländer” so “offen/herzlich/temperamentvoll” rüberkommen, hat einen rationalen Grund.

Vielleicht mal im Hinterkopf behalten.

 Sommerlicher Bohnen-Dipp

 Zutaten:

 

2 Tassen gekochte Bohnen (siehe Anhang)

2 Knoblauchzehen

2 cm Ingwer

1 Tasse Möhren und/oder Kürbis, gewürfelt (optional)

1 EL Amazake

½ EL Shiro Miso

½ EL Mugi Miso

1 gestr. EL Mandelmus

Meersalz

 

Zubereitung:

 Knoblauch und Ingwer schälen und in Scheiben schneiden. Gemüse putzen und klein schneiden (oder Reste verwenden). In einem kleinen Saucentopf alles in wenig Wasser dünsten, bis das Gemüse „bissfest“ ist (ca. 5 Minuten reichen). Im Mixer oder im Mixbecher mit allen weiteren Zutaten pürieren, ggf. etwas von dem Bohnen-Kochwasser oder von der Kochflüssigkeit dazu geben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.

 

Als „Dipp“ zu kurz gedünstetem Gemüse, Polenta-Schnitten, Nachos, Getreidebratlingen…oder mit Essig und Flüssigkeit verlängert als Dressing, als Sauce/Püree zu gekochtem Getreide, als Kondiment für Nudelsalate… Je nach Geschmack!

 Anhang:

Am Besten schmeckt dieser Dipp mit schwarzen Bohnen, Pintobohnen oder Kidneybohnen. Man kann auch weiße Bohnen verwenden, sollte dann aber eventuell auf den Ingwer verzichten.

 Von Nora Schubring

www.easymacrobiotics.net

Nora Schubring

Nora Schubring

Nora Schubring