Chia-Samen: Ja oder Nein? Sind die “makrobiotisch”??

by | 08.07.2021 | Wissenswertes

 

Seit ein Paar Jahren gelten sie als das “Superfood”: Chia-Samen!

 

Zusammen mit Goji, Acai-Beeren, Spirulina/ Chlorella, Kakao-Nibs, Kaffee auch irgendwelchen Pilzen, Golden Milk, MCT-Öl und natürlich den Avocados (!) gehören sie fest zum Bestandteil des“neuen”, “gesunden” Frühstücks des 21. Jahrhunderts.

 Trends sind eben Trends!

 Grund genug, sich diese Samen mal genauer anzusehen, denn: So ziemlich alles, was wir heute essen war schließlich mal ein heißer “Trend”, der von irgendwo herkam und dann ggf. in heimischen Gefilden angebaut wurde.

 Wo kommt Chia-Saat ursprünglich her:

 Es sind die Samen der Salvia hispanica und, wie der Name schon vermuten lässt, ist die Pflanze verwandt mit Kräutern wie Salbei und Minze (Lamiaceae). Es ist also eine “nesselartige” Pflanze.

Ursprünglich kommt die Pflanze höchstwahrscheinlich aus der Gegend um Guatemala und Zentral Mexiko. Dabei handelt es sich aber keineswegs um eine neue Züchtung: Chia-Saat war Grundnahrungsmittel (u.A zusammen mit Mais und Bohnen) der Azteken.

Sie galten als enorm stärkend, waren besonders “beliebt” als Nahrung für lange Wanderungen oder andere körperliche Arbeiten. Nicht nur das, sie wurden gar als “heilig” angesehen und teilweise als Währung benutzt.

 Vergessen wurden sie durch die Kolonisation Mittelamerikas: Da sie den Azteken als “heilig” galten, wurde der Anbau verfolgt und bestraft.

 Kommerziell werden sie wirklich erst wieder seit dem 21.Jahrhundert angebaut!

 Wo wächst die Pflanze:

 Chia kann nicht in europäischem Klima gedeihen. Die Pflanze ist nicht frostresistent. Dennoch ist es möglich, die Pflanze in Höhen bis 2200 Metern anzubauen. Kommerziell wird die Pflanze heute in Peru, Bolivien, Argentinien, Ecuador, Kolumbien, Mexiko, Guatemala und einigen Staaten der USA angebaut. Dabei verändert sich die Zusammensetzung der Samen je nach Höhenlage.

Klimatisch gesehen wächst Chia interessanterweise sowohl in küstennahen Wüsten als auch in tropischem Regenwaldklima und den trockenen Anden-Gebieten.

 Die Zusammensetzung:

 Ganz kurz und platt gesagt: Sie ähnelt stark der heimischen Leinsaat.

Soll heißen:

Sie enthalten circa 40% Kohlenhydrate, 30% Fett und 20% Protein. Aber Achtung: Die Kohlenhydrate sind keine Stärke, sondern reine Ballaststoffe.

Soll heißen: Der Körper kann daraus kein Glykogen bilden. Sie werden einfach ausgeschieden, sind “nutzlos” für den Energiestoffwechsel.

 Was das Fett betrifft: Ähnlich wie Leinsaat enthält die Chia-Saat vorallem mehrfach ungesättigte Fettsäuren und zwar die “guten” Omega-3 Fettsäuren.

 Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren müssen im Körper stets in einem Gleichgewicht stehen, um optimal zu wirken. Die “modernen” Ernährung enthält meist zu viele Omega-6 Fettsäuren, daher wird immer empfohlen. Omega-3 Fettsäuren zu sich zu nehmen. Man kann aber genauso gut weniger Omega-6 Fettsäuren essen. Es kommt wie gesagt nicht aus die Menge, sondern das Gleichgewicht an.

 

Außerdem sind sie, als Samen eben, sehr konzentriert an Vitaminen und Mineralstoffen.

Es soll schließlich eine Pflanze aus ihnen wachsen!

 

Und auch in diesem Zusammenhang sind sie…nicht auffällig.

 

Sie enthalten mehr Phosphor und Mangan als z.B Leinsaat. Der Gehalt an Magnesium ist hoch, ebenso der von Vitamin B3, Zink, Kalzium, Eisen…. Kalium dagegen enthalten sie fast gar nicht. Natrium auch nicht.

Wer das als “Maßstab” für “Yin oder Yang” verwenden möchte.

 

Aber, und jetzt kommt das große ABER und das gilt ja auch für Leinsaat:

 

Mehr als vielleicht 20 Gramm können Sie davon am Tag nicht essen: Beide Saaten sind hydrophil, sie “saugen” Flüssigkeit auf und quellen (im Fall von Chia) bis auf das 12-fache ihrer Größe auf.

Das bedeutet, diese “Masse” an Ballaststoffen und Flüssigkeit wird durch ihren Verdauungstrakt befördert und der hat nun mal beschränkte Kapazitäten.

 

Es ist also nicht möglich, irgendeinen “Tagesbedarf” an Nährstoffen, Vitaminen oder Mineralien durch Chia- oder Leinsaat zu decken.

 

Können diese Saaten trotzdem “nützlich” für uns sein?

 

Ich finde schon und zwar genau in der Art, wie ich selber sie in einigen Rezepten verwende:

 

In Backwaren, Bratlingen und “Kroketten”.

 

Alle Zubereitungen, die riskieren, zu “trocken” und “konzentriert” zu werden, können von diesen Saaten profitieren:

 

In der veganen Küche als “Ei-Ersatz” beliebt können sie die Grundmasse leicht binden, das bedeutet, wir können eine “feuchtere” Masse herstellen, ohne zu riskieren, dass das Endprodukt auseinander fällt.

 

Diese Eigenschaft, Flüssigkeit aufzusaugen und zu binden kommt uns hier zu Gute: Sie verhindert diesen “trockenen Hitze-Effekt” und macht das Ergebnis auch energetisch “elastischer”.

 

Sind die nun “Yin” oder “Yang”…??

 

Gute Frage: Im Endeffekt sind sie eigentlich “gar nichts”!

Das Grundprodukt (Saat) ist “Yang”, klein, konzentriert, trocken.

Aber es steht bereit, enorm viel Flüssigkeit aufzusaugen und zu einer Pflanze zu werden!

Das Grundprodukt können wir ja ohne Flüssigkeit nicht konsumieren. Das “Endprodukt”, also ein Gemisch aus etwas Saat und viel Wasser, bringt einen “Yin”-Effekt in unsere Zubereitungen. Es ist  an sich aber nicht “besonders Yin”.

Bei Leinöl sieht das Ganze natürlich ganz anders aus: Das ist eindeutig “Yin”.Ebenso die “trockene” Leinsaat die manche Bäcker aufs Brot streuen: Die ist natürlich “Yang”.

 

Zusammenfassung:

 

Man kann, aber man muss auch nicht! Es kommt wie immer auf die persönliche Kondition und Vorlieben (wie oft “braucht” man diese trockenen Zubereitungen) an.

 

Von Nora Schubring

www.easymacrobiotics.net

Nora Schubring

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