Zwar weder auf Teneriffa, denn hier gibt es keine Jahreszeiten, noch in Deutschland: Zumindest in diesem Tagen… Tun wir einfach mal so!
Sommerloch im TV, Sommerpause bei Ferrero, Sommerurlaub von der Arbeit; Der Sommer wird ja gerne als etwas “Spezielles”, was ganz “Besonderes” gesehen. Klar, Sommer ist toll und vorallem in Deutschland ist er ja fast mehr “Erscheinung” als “Garantie”.
Das ist eben das Tolle an Rom (fast ganz Italien), diese Garantie: Irgendwann wird es heiß und irgendwann eiskalt, es gibt vier klare Jahreszeiten. In Holstein, wo ich geboren bin gibt es Garantie auf gar nichts: Weder auf Sommer noch auf Winter mit Schnee. Es gibt nur garantiert nicht soviel Licht wie anderswo….
Dieses Attribut von “Besonders” spiegelt sich natürlich auch im Ess- und Kochverhalten wieder:
Hier ein Grillfest, dort ein Eis, Reiswaffeln und Brot mit Aufstrich (ist doch vegan!), dann wieder Misosuppe zum Frühstück, um sich besser zu fühlen…. dazu aber auch Müsli, weil ist ja soooo warm draußen.
Erstens, die Person, die sich in der Hitzewelle von Misosuppe und Müsli ernährt hat, hat bereits von mir “einen auf den Deckel bekommen” und selber feststellen müssen, dass das körperlich einfach nur auszehrt.
Zweitens; Es tut mir Leid aber ich muss immer müde lächeln wenn ich Leute höre, die sagen es ist so heiß man kann ja nichts “Anständiges” essen. Erstens stellt sich dann meistens heraus, dass es gerade mal 27 Grad sind (Heiß?! Körpertemperatur ist 36 Grad…) und zweitens: Erzählen sie das mal den Menschen, die in wirklich heißem Klima leben. Sind das alles Roh-Veganer? Können die sich wohl Brot mit Aufstrich finanziell leisten? Oder Müsli? Oder essen die einfach gar nichts und liegen den ganzen Tag in der Hängematte…?
Sie gehören zu den Appetitlosen? Oder zu denen, die grade einfach “Total was Anderes” brauchen? Das ist doch auch schön, denn:
Es ist ein klares Zeichen, dass sie diese Zeit nutzen können, um zu reflektieren, was im vorigen Jahr (oder generell) eben “schief” gelaufen ist!
Zwei Denkanstöße:
Die Meisten wissen, dass im Sommer das Sonnenlicht uns automatisch “nährt” und die Atmosphäre mehr Yang-orientiert ist. Sonnenlicht ist konzentrierte “Energie”. Schlägt man also einschlägige Literatur auf, egal ob Kushi oder Kochbuch steht da gerne: Im Sommer mehr Polenta, Langkornreis, kürzere Kochzeiten, Kanten usw.
Das Problem dabei? Das “funktioniert” natürlich nur, wenn man bereits den Rest des Jahres schön ausgeglichen gegessen hat! Wenn die Kondition ausgeglichen ist, weder zu “Yin”, noch zu “Yang”.
In meinen Beobachtungen stelle ich aber immer wieder Folgendes fest: In Deutschland wird man schnell “zu fest”. In der traditionellen Kost sowieso (87 kg Brot pro Person im Jahr…), aber auch in “makrobiotischen Kreisen” : Wenn man denkt, mehr “Konzentration”, desto besser: Miso, Drucktopf, Gomasio, getrocknete Algen, Sojasaucen…dann noch die kleinen “Laster”: Eben doch mal Biobrot, die zuckerfreien, veganen Kekse, Fruchtschnitten…. Das sind alles konzentrierte Lebensmittel. Und die machen in ihrer Grundrichtung “fest”.
Kommt nun also plötzlich das Sonnenlicht dazu und wir haben unsere Ernährung nicht aufmerksam ausbalanciert dann der “Schock”: Konzentrierte “Yang” Sonnenenergie trifft auf einen festen, “unflexiblen” Körper und der antwortet dann natürlich mit “So geht das aber nicht! Ich kann jetzt einfach nicht kochen/essen, ich brauche was ganz Anderes, Wo sind die Wassermelonen?”
Die Melone sorgt in diesem Fall ja auch für schnelle Besserung. Aber auf Dauer kann sie dieses “Feste” nicht aufweichen. Und noch schlimmer: Sie muss ja wieder ausgeglichen werden, denn eigentlich gibt es ja diese stabile, trockene Hitze in Deutschland nicht. Also wieder Misosuppe zum Frühstück!
Funktioniert alles und macht auch nicht “krank”. Außerdem merkt man es im Sommer ja auch weniger, wenn man eigentlich “abbaut” statt “aufbaut”!
Aber, und jetzt kommt der springende Punkt: Wozu dient eigentlich der Sommer im Jahresverlauf? Wie können (und sollten) wir ihn nutzen? Alle Welt redet über den Frühling, die natürliche Entgiftung, die Vorbereitung auf den Sommer und dann… das “Loch”?
Den Sommer in guter Kondition zu empfangen ist wichtig, um eben “weich” genug zu sein. Nicht, um die Hitze zu ertragen, sondern um Sonnenenergie aufzunehmen und zu speichern!
Sommerzeit= Sammeln, speichern!
Wer also durch den Sommer geht mit der Absicht, ihn zu “ertragen”, ihn als “Pause” von der typischen Ernährung sieht der verpasst die Chance, den richtigen Grundstein für das nächste Jahr zu legen.
Je weniger Sonnenenergie wir angesammelt haben, desto mehr “leiden” wir im dunklen Herbst und Winter: Da kommen dann die “Gelüste” nach Fett-Zucker (Kekse) oder Fett-Salz (Brot mit Aufstrich, Gebackenes mit Teig, viel salzig Gebratenes).
Im Frühling merkt man dann (oder das Gewissen sagt es einem) , dass man irgendwie nicht mehr “klar” im Kopf ist oder körperlich “entgiften” muss.
Dann kommt das Sommerloch und dann geht alles von Vorne los!
Was sind also praktische Tipps (die Ernährung betreffend)?
Flexibel denken um flexibler zu werden!
“Yin” ist nicht Zucker und kalt, “Yang” ist nicht Salz und gegrillt.
Ich habe immer eine Grundmaterie, die ich zubereite. Als Koch bin ich also in der Lage (sollte ich zumindest), die energetische Wirkung der Grundmaterie fast bis zum kompletten Gegenteil zu beeinflussen!
Wenn ich also meine Polenta lange koche, trockne und dann nochmal anbrate, im Ofen backen und am Besten noch mit Miso serviere, ist das dann noch “Yin”-betontes Getreide?
Langkornreis zu gebratenem Tempeh, in viel Shoyu mariniert?
Auf der anderen Seite: Wenn ich Obst trockne, Nüsse röste und alles schön in Riegelform presse? Dazu (ebenfalls trocken gebackene Oblaten)? Oder Mehl (getrocknetes, gemahlenes Getreide), Öl (aus gerösteten Nüssen) und Reismalz (lange gekochtes, konzentriertes Getreide) vermische und daraus einen Kuchen backe (! trockene Hitze)… Ist das dann noch wirklich “Yin”-orientiert?
Dieses flexible Kochen gilt natürlich nicht nur im Sommer!
Makrobiotischer Teller bedeutet nicht: Getreide, Bohnen, Algen, Rohkost und vielleicht irgendein Konzentrat. Gelegentlich Nachtisch/Obst.
Kann diese Idee endlich mal aussterben? Bitte!
Makrobiotischer Teller bedeutet: Ein Gericht, dass energetisch ausgeglichen ist, möglichst leicht verdaulich ist und uns mit allen nötigen Mineral- und Nährstoffen versorgt.
Wir müssen also das gesamte Ergebnis, die Summe betrachten. Sowohl bei unserem Gericht, als auch bei unserer Ernährung im Jahresverlauf. Alle Faktoren zusammen addieren.
Mit dieser fast mathematischen Aufgabe wünsche ich einen schönen Sommer!
Von Nora Schubring