Einfacher Bonsoy Ricotta: Wenn Flexibilität das Erfolgsgeheimnis ist

by | 22.07.2021 | Rezepte

Natürlich nicht die vom Ricotta. Das ist auch eine tolle Erfindung, Ricotta ist nämlich ein Milchprodukt aus dem Rest der Käseherstellung. Dort wird bekanntlich die Milch durch die Zugabe von z.B Lab in Käsebruch und Molke getrennt. Ebendiese Molke wird dann erneut erhitzt (eben ri-cotta-> also nochmals gekocht), die Zugabe von Säure sorgt dann für ein Ausflocken der festen Bestandteile (Proteine und Fette). Diese Masse wird ausgepresst bzw. Lange zum Abtropfen aufgehangen und fertig! Daher enthält echter Ricotta auch keinerlei Kasein und ist leicht verdaulich.

 

Aber wenn es eine historische Firma/Marke aus dem Naturkostsektor gibt, die mich vor Bewunderung wirklich den Kopf schütteln lässt dann ist es “Spiral Foods” aus Australien.

 

Genauer gesagt deren Superstar in der Produktpalette und der heißt Bonsoy!

 

Nein, das soll hier keiner Verkaufsdauerwerbesendung ähneln. Aber ich finde, Spiral Foods ist ein Beispiel dafür dass man kann, wenn man will. Man kann mit makrobiotischem Hintergrund ein Riesenbusiness aufziehen und Kunden jahrzehntelang an sich binden. Und das Wichtigste (Erklärung folgt), man kann wieder aufstehen, wenn es grad richtig besch***** läuft. Man muss sich nur umorientieren.

 

Wie gesagt, irgendwer in der Zentrale war irgendwann mal richtig “makrobiotisch klar” unterwegs und hat alles richtig gemacht! Die Firma ist übrigens aus Australien und wurde von Makrobioten gegründet, sie wollten eben auch die japanischen Produkte zur Verfügung haben von denen die wichtigsten Makrobiotiklehrer im vorigen Jahrhundert so oft sprachen.

 

Und sie wollten wohl einen akzeptablen Milchersatz, eine Sojamilch nach japanischem Vorbild. 1983 haben sie Bonsoy entwickelt, Originalrezeptur bestand aus Wasser, Sojabohnen, Kombu, Hatomugi und etwas Gerstenmalz. Wieso da nach makrobiotischer Philosophie diese Zutatenkombination ausgewählt wurde können Sie sich denken, oder?

 

Kurz darauf hat ein Kumpel aus der Musikindustrie dann das Design entworfen. Und ich behaupte jetzt mal, dieser Mann war ein Genie.

Das Design! Das haben sie nämlich nie wirklich geändert. Wer damit aufgewachsen ist (wie ich), für den ist das ungefähr so addictive wie Ronald McDonald oder Happy Meals. Mittlerweile gibt es eine ganze Merchandiselinie!

 

Ich bin so ausgeflippt als ich gesehen habe, dass es Bonsoy Socken (!) gibt, ich sammle nämlich (Sport)Socken wie andere eben Briefmarken oder Barbies oder so. Also habe ich dem Unternehmen geschrieben, sie hätten auch nach Italien geschickt aber zwischen Warenpreis und Versandkosten war es dann doch einfach übertrieben. Und, unter uns gesagt, ich war ja selber für ein anderes Unternehmen im Merchandise tätig und weiß, wo und wie die Ware hergestellt wird… Mehr als das Produkt bezahlt man bei Merchandise immer das Gefühl, die Bindung zur Marke eben, sorry!

 

Und dabei trinke ich seit einem Jahrzehnt aus Überzeugung (Soja!) gar keine Bonsoy!

 

Heutzutage enthält Bonsoy leicht veränderte Zutaten, wird aber immer noch in Japan hergestellt: Wasser, Sojabohnen, Tapiokasirup, Meersalz, Hato Mugi, Kalziumkarbonat.

 

Wieso? Ganz einfach: Sie wurden mehrfach verklagt von Menschen, die nach dem Verzehr von Bonsoy schlimme Schilddrüsenprobleme oder Schädigungen bekamen. Ohne jetzt ins Detail zu gehen, das Problemkind war natürlich die Kombualge und der hohe Jodgehalt. Ein dunkles Firmenkapitel, das im Jahr 2003 anfing und bis 2014/15 immer wieder für Probleme sorgte. Eben bis sie die Kombu komplett aus dem Produkten entfernten und über 500 Kläger mit circa 25 Millionen $ Abfindung ausgezahlt wurden. Zu dem Zeitpunkt die höchste Summe die jemals aus Gründen der Lebensmittelsicherheit in Australien gezahlt wurde.

 

Und heute? Werden konsequent gesund aussehende, junge Surfer weltweit als Markenbotschafter rekrutiert, die Marke hat ein Maskottchen, eine verdammt gut gestaltete Seite, ist auf allen sozialen Netzwerken, stellt sich immer noch als Barista-Liebling dar und überhaupt als das Allerbeste für alle Millenials, die eben nach dem perfekten Lifestyle streben. Markenbindung hoch zehn oder wieso wird dieses Produkt seit Jahrzehnten um die halbe Welt importiert anstatt das mal jemand angefangen hat, etwas Ähnliches oder Besseres zu produzieren? Ist doch nur Sojamilch…

 

Das ist doch wie immer, die machen Geld und schweifen dann von ihren makrobiotischen Prinzipien ab!

 

Finde ich überhaupt nicht. Die Zusammensetzung ist immer noch akzeptabel, eben angepasst. Das ganze Konzept ist mit der Zeit gegangen. Sie haben Flexibilität gezeigt. Gratis geht in dieser Welt  sowieso nichts, Geld verdienen müssen sie jawohl. Und, nicht zu vergessen, sie haben ein makrobiotisches Produkt in Australien zur bekanntesten Pflanzenmilch gemacht.

 

Weil sie eben so makrobiotisch und flexibel waren. Meine Meinung.

 

Und weil ich ja grade zuhause bin, meine Eltern eben auch zur Bonsoy halten und mich alleine ließen mit einem frisch geöffneten Päckchen Bonsoy…. hab ich halt Ricotta daraus gemacht! Darf ja nicht schlecht werden!

 

Und dann hab ich sie doch wieder probiert. Ja, sie sind wirklich immeroch “The original and the best”. Der Ricotta war übrigens Zutat in einer Crostata con Ricotta e visciole , Mürbeteig mit Ricotta und Sauerkirschen. In Schleswig Holstein wachsen nämlich tonnenweise die Visciole, ohne die Römer nicht leben können> Es sind einfach Sauerkirschen (keine Schattenmorellen)!

 

 

Zutaten:

 

500 ml Bonsoy Sojamilch

15 ml Zitronensaftkonzentrat

2 Spritzer Mirin

 

Käsetuch oder Sieb und Küchenpapier

 

Zubereitung:

 

Bonsoymilch mit Mirin vorsichtig erhitzen und einmal aufkochen. Von der Herdplatte nehmen und Zitronensaft hinzufügen. Mit einer Gabel umrühren, 15 Minuten stehen lassen.

 

Eine großen, hohen (!) Topf nehmen und ein Sieb mit 5 Blättern Küchenpapier auslegen oder das Käsetuch darüber legen. Flüssigkeit hineingießen und 2-3 Stunden stehen lassen. Dann mithilfe des Tuchs oder des Papiers die Masse ausdrücken und beschweren. Dazu kann man z.B ein mit Wasser gefülltes Glas ins Sieb legen oder das Käsetuch gut ausdrücken und einfach noch weiter hängend abtropfen lassen. Nach weiteren 1-2 Std. Ist er fertig.

 

Die abgetropfte Flüssigkeit ist lecker süß und kann man trinken.

 

Der Ricotta kann salzig gewürzt auf Brot, für Pasta oder Aufläufe verwendet werden. Weitere Ideen: Auf dem Morgenbrei, als Füllung für Teigtaschen, Lasagne, alle Arten von Nachtisch, pur mit Obst oder Kompott oder eben pur auf Brot mit Malz oder Fruchtaufstrich…

Nora Schubring

 

 

 

Nora Schubring

Nora Schubring

Nora Schubring