Wovon leben eigentlich die Menschen? Anhänger der ketogenen Diäten mal ausgenommen; die Welt ernährt sich von Stärke.
Mais, Reis, Weizen, stärkereiche Pflanzen wie Yams, Kartoffeln, Hirse und deren Verwandte… die Liste ist lang. Stärke und Aminosäuren (=Proteine) braucht der Mensch.
Nur kann man weder Getreide noch Hülsenfrüchte einfach so roh essen, der Körper kann es schlichtweg nicht verdauen, die Nährstoffe nicht aufnehmen.
Und jetzt kommt „Gofio“ ins Spiel: Irgendjemand war nämlich mal so genial und hat sich gedacht: wie kann man Getreide und Hülsenfrüchte so vorbehandeln, dass sie ohne Kochen essbar werden? Wer jetzt an Brot denkt…. Jein. Das ist nämlich nicht unendlich haltbar, da es Wasser enthält. Man könnte es natürlich wieder trocknen aber dann wäre die eigentliche Brotherstellung ja fast ein zweckloser Schritt gewesen.
Für beide Herstellungen wird das Grundprodukt vermahlen, richtig, allerdings wird bei der Herstellung von Gofio das Getreide oder die Hülsenfrüchte zuerst trocken geröstet. Das sorgt dafür, dass Antinährstoffe abgebaut werden und der Körper die enthaltenen Nährstoffe verdauen kann.
Darauf sind natürlich nicht nur die Ureinwohner der kanarischen Inseln gekommen: Die Tibeter kennen es unter dem Namen „Tsampa“, die Koreaner haben ein ähnliches Produkt namens „Misu-Garu“ , die Ureinwohner der Anden entwickelten ebenfalls diese Methode und machten es als „Harina tostada“ in Chile bekannt. Spanische Einwanderer brachten diese Methode der Verarbeitung nach ganz Mittel-und Südamerika wo diese Produkte sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Selbst in Deutschland gibt es ein traditionelles Produkt; das sogenannte Musmehl, welches jahrhundertelang Grundnahrungsmittel auf der Schwäbischen Alb war. (Vielen Dank nochmal an Herrn Korzer für diese Information!)
Auch in der Makrobiotik gibt es ein ganz ähnliches Produkt, entwickelt von George Ohsawa: der oder das Kokkoh! (Wovon er sich damals hat inspirieren lassen bleibt sein Geheimnis).
Dabei handelt es sich um eine Mischung aus verschiedenen Getreide- und Hülsenfrüchten, meist eine Mischung aus Reis, Azukibohnen, Sesam, Hafer, Gerste, Sojabohnen und Kombu.
Wenn man so das Nährstoffprofil betrachtet also ein vollwertiger Mahlzeitenersatz in Instant-Form…das Slim-Fast für Makrobiotiker! (Ist natürlich ein Scherz)
Sie können leider keines dieser Produkte käuflich erwerben? ( Das deutsche Musmehl ist jetzt auch bei Slow-Food gelistet; wer da die Produktion unterstützen kann und mag sollte dies also unbedingt tun!)
Zumindest geschmacklich lässt sich Gofio de Millo (also aus Mais) am ehesten folgendermaßen ersetzen:
In einer Pfanne etwas Instant-Polenta trocken rösten bis er schön duftet und etwas Farbe bekommen hat. Abkühlen lassen und in einem Glas aufbewahren. Ist zwar nicht „roh“ essbar aber muss wirklich nur 1-2 Minuten mit Flüssigkeit geköchelt werden. (Übrigens mache ich das immer mit meinem Polenta, Quinoa und Amaranth: trocken rösten und dann in Gläsern aufbewahren. Schmeckt einfach soviel besser und verkürzt die Kochzeit.)
Wenn Sie (oder Freunde) eine Getreidemühle besitzen:
Dann haben Sie ja sowieso das große Los gezogen!
Getreide trocken anrösten (Weizen/Dinkel, Vollkornreis, Gerste, Hafer, getrockneter Mais (nicht der fürs Popcorn sondern der Südamerikanische wenn Sie ihn finden, Kichererbsen, Roggen…vielleicht geht auch Kasha (gerösteter Buchweizen) komplett auskühlen lassen (!) und dann vermahlen!
Kombinationen für „echten“ Gofio sind:
Weizen/Dinkel
Mais
Weizen plus Mais (1:!)
Mais (50%), Hafer (30%), Roggen (10%), Kichererbsen (10%)
Hafer
Wichtig ist lediglich dass alle Getreide separat gemahlen werden und erst später vermengt.
Und was macht man jetzt damit? Knapp und klar gesagt: Alles.
Deshalb hier nur einige meiner Lieblings“Rezepte“ zur Inspiration:
(Miso-)Suppe, Brühe oder einfach Gemüsereste kochen. In einem kleinen Topf gewünschte Menge Gofio geben und langsam mit der heißen Flüssigkeit zu einem Brei verrühren. Kann man bei Bedarf natürlich auch kurz aufkochen lassen. Traditionell ist es mit Fischbrühe, man kann aber z.B auch Algenbrühe kochen.
Ich persönlich werfe gerne alles in einen Topf und hebe das Gemüse einfach aus der Brühe wenn es gar ist. Daraus wird dann direkt eine Beilage gemacht ( mittels Anbraten, als Salat oder „pur“ mit einer Sauce). Das schnelle Essen ist dann also komplett: Suppe, Gofio-Brei, Beilagen.
Zum Frühstück: Gofio mit Wasser oder etwas Pflanzenmilch, Zimt und (wer mag) Carob/Kakao zu Brei verrühren und köcheln lassen. Dazu dann etwas gedünsteter Apfel oder Birne und geröstete Kürbiskerne. Kann natürlich nach Gusto abgewandelt werden (mit Malz/Trockenobst, Nüssen, Yannoh, Amazake, mit Kürbis oder als salziges Frühstück: mit Miso/Umeboshi/Tamari, Petersilie oder was auch immer)
Als Snack/Nachspeise/Smoothie/ Atole:
Im Mixbecher etwas Gofio mit Beeren (oder eben wieder: Carob/Kakao, Zimt, Vanille, Yannoh, Amazake, Malz, Nussmus…) und Wasser oder Pflanzenmilch mischen und mixen. Wer mag, erwärmt die Flüssigkeit vorher oder püriert alles und erwärmt es dann kurz im Topf.
Wer oder was war nochmal Starbucks?
Hier auf Teneriffa macht man aus Gofio auch ein Brot-ähnliches Produkt, Eiscreme und Mousse-Desserts. Habe ich leider noch nicht probiert aber mit Sicherheit kann man eine einfache Mousse herstellen indem man die Masse süßt und mit Agar-Agar kocht. Dann abkühlen lassen und einmal durch pürieren um eine Mousse herzustellen.
Von Nora Schubring