AUGURIIIIIII!!! (zu Deutsch: Herzlichen Glückwunsch!)
Das rief mir ein völlig Fremder auf der Straße im Vorbeifahren zu; es war der 8.März 2012 und ich ging völlig unbehelligt die Straße runter. Ich habe Minuten gebraucht, um zu kapieren, wieso. „Festa della donna“ , das „Fest der Frauen“ ist in Italien nämlich ein wichtiger Tag! Bereits Wochen im voraus findet man die Mimose als Symbol des Frauentages an jeder Straßenecke zu kaufen, sie schmückt Pralinenschachteln und die Vitrinen der Konditoreien sind voller Torten und Leckereien die an ihre Form und Farben erinnern.
Damals war ich 19 Jahre alt und kannte das „feiern“ des „Weltfrauentages“ überhaupt nicht. Allein der Name klingt ja schon eher nach irgendwas mit Politik und Feminismus…Dinge, die ich in meiner Jugend überhaupt nicht interessant fand.
Die Wurzeln dieses Feiertages liegen wirklich in der Politik, auch wenn es zum genauen Ursprung viele Theorien gibt. Bei allen handelt es sich jedoch um politisch-rechtlich motivierte Aufstände von Frauen Anfang des vergangenen Jahrhunderts. So gingen unter Anderem am 8. März 1917 in St. Petersburg die Frauen des Armenviertels der Stadt gemeinsam auf die Straße und lösten damit die Februarrevolution aus. Ihnen zu Ehren wurde der 8. März ab dem Jahre 1921 zum Feiertag erhoben und ist bis heute in den ehemaligen Sowjet-Staaten (vor allem Russland, Bulgarien und Rumänien) ein Feiertag , der unserem Muttertag gleichzusetzen ist.
Wir feiern dieses Jahr also 100 jähriges Jubiläum!
In den letzten 100 Jahren hat sich die Rolle der Frauen in der Gesellschaft mit Sicherheit stark verändert; dennoch bin ich keine Spezialistin in dem Thema und möchte diesen Text nicht „ausarten“ lassen… Aber ich möchte heute meine Gedanken zum Thema Frauen in der makrobiotischen Bewegung mit Ihnen teilen!
Schwung nahm diese Bewegung nämlich ebenfalls erst im vergangenen Jahrhundert auf, genau genommen in den 1960ern mit den Schriften von George Ohsawa. In den 70er und 80er Jahren dann durch die Interpretation von Michio Kushi und der Rest ist Geschichte…beide gehören ja nun unbestritten NICHT dem weiblichen Geschlecht an.
Wer nun also anfängt die Makrobiotik zu studieren, der findet schnell „makrobiotische“ Attribute, die den Frauen zugeordnet werden. Frauen sind generell eher der „Yin“-Energie zuzuordnen, sie gelten als „weicher“, sanftmütiger, friedlicher, generell ruhiger als Männer. Diese hingegen werden eher der „Yang“-Energie zugeordnet, sie sind konzentrierter, fester, robuster, kräftiger…
Jaa, alles so schön in der Theorie!
ABER- und hier kommen die Frauen wirklich mal ins Spiel- was ist schon Theorie ohne Praxis??
Es waren die Frauen, die in dieser Zeit der makrobiotischen Bewegung die Praxis dominiert haben. Sie waren diejenigen, die aus Theorien Rezepte entwickelten.
Wer nicht hören will, muss fühlen; aber viel eher noch: Wer nicht(mehr) denken will, kann immer noch schmecken und verdauen!
Ich denke, nicht nur die Liebe, sondern auch Überzeugungen und Meinungen gehen durchaus durch den Magen. Man könnte mir noch soviel erzählen über die Vorteile der Makrobiotik; würde mir Partout das Essen nicht schmecken und/oder gut bekommen würde ich auf lange Sicht auch die Philosophie dahinter stark anzweifeln…die übrigens (indirekt) auch den Frauen zu verdanken ist: Lima Ohsawa, Aveline Kushi, Cornelia Aihara, Wendy Esko und viele viele mehr waren allesamt (Ehe-)Frauen wichtiger Makrobiotik-Lehrer und (so war das eben im 20.Jahrhundert meist) für das leibliche Wohl im Hause zuständig.
Sie sorgten sozusagen für das richtige Hirnfutter dieser Männer.
Sie verfassten Kochbücher und veranstalteten Kurse.
Kochten auf Seminaren.
Die Mütter unter Ihnen zogen eine neue Generation, geprägt von der Makrobiotik, heran.
Haben Sie das denn so gewollt? Kann ich nicht sagen.
Vielleicht waren diese Frauen auch in Wirklichkeit viel gebildeter und in ihren Gedanken zur Makrobiotik schon viel weiter als die Herren; vielleicht fühlten sie sich frustriert in der „Nebenrolle“ als Köchin?
Praktische Arbeit wird ja immer noch gerne als „minderwertiger“ betrachtet als geistige „Brillianz“.
Fakt bleibt: Ich bin Ihnen unendlich dankbar für das, was sie geleistet haben.
Wie im Zusammenspiel von Yin und Yang wäre es ohne die (von Frauen dominierte) praktische Umsetzung nie zur Entstehung wichtiger Theorien gekommen.
Heutzutage, 100 Jahre nach Entstehung des Frauentages können wir uns unsere Rolle frei aussuchen: Wir dürfen Theoretiker/in , Praktiker/in oder gleich Beides sein.
Egal, was sie sind: Frauen sind immer eine Quelle von unersetzbarer Energie, lediglich der Kontext macht den Unterschied!
Alles Gute!
Gedanken zum Weltfrauentag von Nora