Wieso „Fleischersatz“ nicht das Fleisch ersetzt, sondern eher die Kartoffel „Vleisch“, Sojahack und Co. unter makrobiotischen Gesichtspunkten

by | 25.01.2021 | Wissenswertes

Dieser Text fängt gleich mit totaler Verwirrung an; von Fleisch-“Ersatz“ ist die Rede, vom Soja, von der Kartoffel … was ist denn hier nun das Fleisch, die Bohne, die Knolle; das Gericht? Denn im Endeffekt besteht unser Essen ja meist aus mehreren Komponenten (es sei denn, man ist auf irgendeiner 80er Jahre-Brigitte-Diät hängen geblieben oder – etwas moderner – „Carnivore“ …). Die meisten von Ihnen sind sicher groß geworden mit Essen bestehend aus einer Sättigungsbeilage (Kartoffeln, Nudeln, Reis, Mehlspeisen oder eben Brot), einer sogenannten Proteinquelle (Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, evtl. auch mal Hülsenfrüchte) und dazu noch etwas Gemüse, Sauce usw. Ob man das nun auf einem Teller hat oder alles zusammen im Eintopf oder Salat oder als Brotmahlzeit ist egal, das Prinzip ist immer dasselbe.

Wieso?

Lassen Sie mich Ihnen das auf Grundlagen der makrobiotischen Ernährungslehre mal genauer erklären:

1.Komponente: Sättigungsbeilage

Kartoffeln, helle Nudeln, weißer Reis, Brot, Mehlprodukte usw. sind allesamt relativ mineralarme Lebensmittel. Die Kartoffel ist zwar ein Naturprodukt und reich an Kalium, aber alleine gegessen sorgt sie auf Dauer zu einem Kaliumüberschuss, das kann zu Schwächegefühl, niedrigem Blutdruck, Müdigkeit oder – kurz und knapp – zu einem Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt führen. Die anderen Lebensmittel sind durch ihre starke Verarbeitung hingegen einfach nur recht „leer“ an Mineralien.

2. Komponente: Die sogenannten Proteinquellen

Fleisch, Fisch, Eier und sehr lang gereifter Hartkäse (des Italieners Liebling, der Parmigiano) sind dagegen extrem REICH an Mineralien, es sind allesamt stark konzentrierte Lebensmittel. Grundregel lautet hier, je magerer das Produkt ist, desto konzentrierter ist sein Mineralgehalt. Fett (man denke jetzt z. B mal an die Schweinebacke im Vergleich zum Schweinefilet) wirkt in diesem Fall eher noch als „Puffer“, da Fett keinerlei Mineralien enthält (Fett besteht aus Säuren und sonst nix). Übrigens verstärkt Salz diesen Effekt des „Mineralkonzentrats“ noch weiter.

Auf die 3. Komponente, das Gemüse, die Saucen usw. möchte ich hier gar nicht weiter eingehen denn diese Komponente stellt zum Großteil eben nur einen „Puffer“ dar zwischen ersten beiden Bestandteilen unseres Gerichts.

Wir haben jetzt also auf gewisse Art und Weise unser Yin und Yang gefunden. Die Sättigungsbeilage, die arm an Mineralien ist, ausdehnt, aufweicht, eben eindeutig der Yin-Energie zuzuordnen ist, und auf der anderen Seite das Fleisch, der Fisch usw., Energie und Mineralien in konzentrierter Form, zieht zusammen, verhärtet, macht „stark“ … ist total dem Yang zuzuordnen.

Was passiert nun, wenn man statt zwei extremer Nahrungsmittel einfach versucht, ein Nahrungsmittel zu finden, das von Natur aus beide Komponenten zu gleichen Teilen enthält und dieses als sein Hauptnahrungsmittel auserwählt? Dann nennt man sich „Makrobiot/in“!! Herzlichen Glückwunsch!

Und so soll es Menschen geben die wirklich für längere Zeit AUSSCHLIESSLICH von Vollkorngetreide leben, da dieses von Natur aus ein ausgeglichenes Verhältnis von Mineralien aufweist. Die Autorin dieses Textes gehört nicht zu jenen und wenn Sie in Erwägung ziehen, eine solche Form der Ernährung für eine begrenzte Zeitspanne zu praktizieren, informieren Sie sich bitte vorher mittels passender Lektüre, suchen Sie einen Ernährungs- oder Makrobiotikberater auf und/oder sehen Sie es einfach als ihr persönliches „Experiment“.

Begrenzte Zeitspanne, wieso? Weil es irreal ist. Könnte klappen, wenn man in einer Art Seifenblase lebt. Oder in einer Fruchtblase. Jeder Tag ist gleich. Das Ambiente unverändert. Konstant gleiche Temperatur.

Aber die Welt, das menschliche Leben, ist etwas anderes. Unsere Umwelt können wir nicht immer kontrollieren. WIR müssen uns dem Ambiente, was uns umgibt, anpassen, um UNSER inneres Gleichgewicht zu finden. Und dazu gehört nun mal sein Essen anzupassen, es kann also nicht immer NUR Vollkorngetreide sein.

Um nicht vom Thema abzuschweifen nun zum Fleisch-“Ersatz“. Die meisten dieser Produkte sind auf der Basis von Sojagranulat, Tofu, Seitan oder vielleicht noch Lupinen (Mopur) hergestellt, kombiniert mit (oft erschreckend viel) Pflanzenfett, gerne auch von Palme oder Kokos, und stark gewürzt. Man kombiniert hier also eine stark verarbeitete Basis (ja, auch Tofu; außerdem ist die Sojabohne von Haus aus nicht besonders reich an Mineralien, dafür aber relativ fettreich) mit Fett (Puffer, keine Mineralien) und Gewürzen (man denke nur mal an die Chilischote und wie sie unsere Gefäße ausdehnt …pure Yin-Energie).

Kann ich damit also meine zweite Tellerkomponente, das „Yang“ ersetzen? Natürlich nicht!

Möchte ich nun aber diese Produkte essen, einfach weil ich Lust darauf habe, kann ich das tun, aber ich darf nicht versuchen sie mit den typischen Sättigungsbeilagen zu kombinieren. Sondern mit Mineralien in konzentrierter Form. Aber bitte jetzt in vegan.

Kein Problem! Insbesondere in der makrobiotischen Ernährung gibt es viele „alltägliche“ Lebensmittel, die einen hohen Mineraliengehalt haben.

Allen voran die Algen.

Ein Stück Kombu im Kochwasser, Wakame oder einfach geröstetes Nori über dem Reis zum Ausgleich.

Getrocknete Lebensmittel; durch den Wasserentzug steigt der Mineralgehalt: Sengiri Daikon, Shiitake, Lotuswurzel, Klettenwurzel …

Salz in Verbindung mit Fermentation: Miso, Sojasaucen, gepickeltes Gemüse, Umeboshi

Geröstete Saaten und Kerne (nicht zu fetthaltige Sorten, evtl. in Kombination mit Salz): Gomasio, Sesam, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne …

Halten Sie sich an diese Lebensmittel, um das Fleisch als Yangkomponente in ihrer Ernährung zu ersetzen, bilden Sie ihr Gericht auf der Basis von Vollkorngetreide unter Ergänzung von Proteinquellen wie Hülsenfrüchten, fermentierten Sojaprodukten und bei Bedarf kleinen Mengen tierischer Lebensmittel und überlassen sie dem Veggie-Burger die „Nebenrolle“ !

Gastbeitrag Nora Schubring

www.easymacrobiotics.net

Nora Schubring

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