Brauche ich eigentlich einen Kochstil? (Rezept für eine außergewöhnliche Beilage mit Lotuswurzel)

by | 18.10.2021 | Rezepte

 

Brauche Ich eigentlich einen Kochstil?

Wenn man so in der Food-Blogger, Koch- oder Gastro-Kenner Szene unterwegs ist, kommt früher oder später diese Frage auf.

Was repräsentiere ich eigentlich? Heutzutage muss grade im Feld der Ernährung alles in ein Schema passen.

Entweder man is(s)t vegan, Rohköstler, milchfrei, glutenfrei, Pescetarier, Paleo, Keto, Carnivore, Low Carb, High Carb…. und wenn man sich in diesen Kategorien immer noch nicht so wichtig gefunden hat, dann ist man halt Flexitarier.

Mal abgesehen von diesen (meist ja selbst gewählten) Kategorien gibt es aber noch viele weitere Einflüsse auf unser Ess- und Kochverhalten.

Wie bzw. wo wir aufgewachsen sind, traditionelle, kulturell bedingte Gerichte oder Zubereitungen.

Wie bzw. wo wir gelebt haben, Gerichte und Zubereitungen, die wir im Laufe unseres Lebens erlernt haben.

Und zuletzt: Wie bzw. wo wir zurzeit leben, was wir zur Verfügung haben (und was nicht…)

Das spontane, alltägliche Kochen (nicht streng nach Rezept) ist also immer ein Produkt aus all diesen Faktoren.

Was das mit dem folgenden Rezept zu tun? Ich wusste nicht, wie ich es nennen und kategorisieren soll.

Es ist die Quintessenz meines „Kochstils“.

Und der wäre: Es gibt irgendwie keinen.

Hier in Italien isst man in der Wintersaison gerne „Insalata di Finocchio ed Arance“ als Beilage zu Fleisch- oder Fischgerichten. Dabei handelt es sich um feinst geschnittenen rohen Fenchel mit Orangenscheiben, etwas von deren Saft, Olivenöl und unter Umständen, schwarzen Oliven.

Geschmacklich ein schönes Rezept, wer allerdings der makrobiotischen Philosophie folgt und versucht seine Ernährung dahingehend auszurichten der weiß vielleicht schon:

Diese Zubereitung braucht etwas, dass sehr Yang-betont ist, wärmend, voller konzentrierter Energie (eben so etwas wie Fisch oder Fleisch). Ansonsten riskiert man genau das, was man im Winter meist vermeiden möchte: Einem wird kalt.

Ich bin aber nun mal in Rom und möchte Fenchel mit Orange essen. Wie kann ich das Gericht nun so verändern, dass es für mich passender wird? Ich möchte zurzeit kein Fleisch essen und habe aus verschiedenen Gründen auch nicht die Möglichkeit, Fisch in einer angemessenen Qualität zu kaufen.

ABER- ich habe noch jede Menge (theoretisch abgelaufenes) Hatcho Miso im Haus!

Über Hatcho Miso habe ich ja bereits geschrieben, es ist das am stärksten konzentrierte Miso, dass die Japaner entwickelt haben.  Eben sehr Yang.

Das war mir aber immer noch nicht rund genug. Was könnte noch für Ausgleich sorgen?

Etwas Wurzelgemüse! Als Trilogie mit Fenchel und Orange…und da es in diesen Tagen auch schon recht warm war… etwas frisches, junges, sprießendes Grün…. Frühlingszwiebeln!

Ja und so ist es entstanden, dieses Rezept.

Da Hatcho Miso sich schwer auflösen lässt und Wärme braucht, um seinen Geschmack zu entwickeln habe ich den Fenchel und die Orange mitsamt Saft direkt zusammen mit dem Miso geschmort. Die Version alles zusammen im Ofen zu backen steht dagegen noch auf meiner Liste, versprochen!

 

Zutaten:

2 Knollen Fenchel

1 Orange (mitsamt Schale und Saft)

Ca. 5 cm frische Lotuswurzel ODER 1 mittelgroße Möhre

1 EL Hatcho Miso

1 Frühlingszwiebel

etwas Wasser

Zubereitung:

Fenchel zuerst in zwei Hälften und dann in sehr dünne Scheiben schneiden. Ebenso die Lotuswurzel (oder Möhren) fein schneiden.

Etwas Orangenschale reiben und für später aufbewahren.

Orange halbieren, eine Hälfte auspressen und Saft in einen sehr kleinen Topf geben. Die andere Hälfte schälen, in dünne Scheiben schneiden und für später aufbewahren. Frühlingszwiebel in Ringe schneiden und den weißen Teil zu Fenchel und Lotuswurzel geben.

Alles zusammen in eine kleine Pfanne geben und ca. ½ Tasse Wasser dazu gießen. Bei geschlossenem Deckel ca. 10 Minuten schmoren lassen.

Orangensaft zusammen mit 1 EL Hatcho Miso erwärmen, bis es sich auflöst.

Das geschmorte Gemüse zusammen mit den Orangenscheiben auf einem Teller oder in einer Schale anrichten und das warme Orangen-Miso Dressing darüber geben.

Mit frischem Zwiebelgrün (wer mag auch Petersilie) und etwas Orangenschale garnieren.

 

Diese Beilage ist kräftig süß-salzig im Geschmack und passt daher gut zu eher süßlichem, gekochtem Getreide wie Reis, Hirse oder Gerste.

Nora Schubring

www.easymacrobiotics.net

Lotuswurzel, frisch, 500g

Hatcho Miso, BIO, Ruschin, 400 g

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nora Schubring

Nora Schubring

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